75. Jubiläum Kita St. Marien Steinbeck

Der Kindergarten St. Marien feierte am vergangenen Wochenende sein 75-jähriges Bestehen, zu dem auch ehemalige Mitarbeiter eingeladen waren. Kindergärtnerinnen von früher erinnerten sich an den Alltag in den 50er und 60er Jahren.

Am Wochenende feierte der St. Marien-Kindergarten in Steinbeck sein 75-jähriges Bestehen. Es war ein Jubiläumswochenende, zu dem alle ehemaligen und aktuellen Mitarbeiter und Helfer, sowie auch alle Bürger eingeladen waren, die den Kindergarten besucht haben und hier aufgewachsen sind.

Bereits am Freitagabend gab es ein Wiedersehen mit Kindergartenmitarbeiterinnen, die in den 75 Jahren hier gewirkt und Kinder betreut haben. 22 Frauen waren der Einladung gefolgt. Einen Rundgang durch den heutigen Kindergarten sowie einen anschließenden Sektempfang mit ganz vielen Gesprächen gab es an diesem Abend. Paul Krüger, der heutige Chef des St. Marien-Kindergartens, freute sich, dass alle wieder für ein paar Stunden dort sein konnten: „Ihr habt hier gewirkt und mitgearbeitet und den Kindergarten zu seiner heutigen Größe werden lassen.“ Sein Dank galt auch den heutigen Mitarbeiterinnen, die sich sehr liebevoll um die Gruppen in den verschiedenen Altersklassen kümmern.

Ehemalige Pflegerinnen erinnern sich 

Maria Spiekermann (77) schilderte, dass sie von 1965 bis 1969 als Kindergärtnerin hier tätig war. Von ihren ersten Lohn, 100 D-Mark, habe sie sich eine Kamera gekauft, und so hatte sie am Freitagabend einige Bilder mitgebracht, die sie vor gut 50 Jahren hier gemacht hatte.

Ihre Schwester Cäcilia (76) arbeitete von 1963 bis 1965 im Kindergarten St. Marien. Sie hatte ein Tagebuch geführt und jeden Tag den Arbeitsablauf und besondere Ereignisse notiert. So hatte sie aufgeschrieben, dass sie am 13. April 1964 im zweiten Lehrjahr gerade ihr Gehalt in Höhe von 144,12 DM bekomme hätte, und dass sie im dritten Lehrjahr 30 Mark mehr bekommen würde.

Ein großer Tag war am 23. April 1964 der Besuch von Bischof Heinrich Tenhumberg aus Münster. Und am 5. Juni habe die Kirchengemeinde vier große neue Glocken bekommen, die würden dann am nächsten Sonntag zu Pastors Jubiläum erstmals läuten, notierte Cäcilia Spiekermann, die heute in Lingen wohnt, seinerzeit.

Nähen mit Schwester Edwine

Der Tagesablauf damals sah wie folgt aus: Morgens wurden die Kinder betreut und es wurde mit ihnen gespielt. Am Nachmittag war Aufräumen und Vorbereiten für den nächsten Tag angesagt. „Und jeden Mittwochnachmittag war Nähen mit Schwester Edwine, die von 1951 bis 1974 hier gewirkt hat. Sie war unsere Schwester für Nähen und Stricken und zeigte uns, wie defekte Kleidung der Kinder gleich vor Ort geflickt oder genäht werden konnte, wenn Bedarf da war“, erinnerte sich Cäcilia Spiekermann.

Aloysia Schröer (80) hat von 1958 bis 1960 im Marien-Kindergarten gearbeitet. Das monatliche Einkommen betrug im ersten Jahr 15 Mark, im zweiten 30 Mark. „Wir sind mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren“, erinnerte sie sich. „Und wenn mittags die Kinder mit dem Bus nach Hause gebracht wurden, oder morgens ein Kind den Bus verpasst hatte, habe ich die Kinder auf meinem Fahrrad mitgenommen.“

Alle Kinder ans Seil

Carola Tietmeyer (79) war von 1963 bis 1964 im Kindergarten aktiv. Sie schilderte, wie sie jeden Morgen mit ihrem Fahrrad zur Gaststätte Schneider fuhr und ihr Rad dort abstellte. Alle Kinder aus der Siedlung trafen sie hier. Dann wurde ein großes langes Seil ausgelegt, alle Kinder mussten das Seil anfassen, und dann ging es zu Fuß zum Kindergarten und mittags wieder zurück. Einen Bustransfer gab es nicht.

Am Sonntag kamen bei strahlendem Sonnenschein ganz viele Besucher und gut gelaunte Gäste der Einladung zum Jubiläum nach. Bereits um 10 Uhr ging es mit dem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Philippus und Jacobus los. Gegen 11.30 Uhr war Treff auf dem Spielplatz im Kindergarten.

Einrichtungsleiter Paul Krüger übergab das Wort an Pfarrer Jürgen Heukamp. Der erinnerte an Astrid Lindgrens freche Kinderfiguren Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga und zitierte Lindgren: „Man muss nur einfach ein Kind gewesen sein und sich daran erinnern, wie das war.“ Kinder seien eigenständige Persönlichkeiten, sie hätten die Möglichkeit, ihre eigenen Wege zu finden. Der Kindergarten St. Marien habe in den 75 Jahren immer den Auftrag verfolgt, die Kinder spüren zu lassen: Du bist gewollt, du bist geliebt und du bist gebraucht. „Allen, die bis heute daran mitgewirkt haben, ein großes Dankeschön zum Geburtstag“, so der Heukamp.

Spiel, Sport und Spannung

Bürgermeister Peter Vos fasste kurz zusammen: „75 Jahre Spiel, Sport und Spannung.“ Heute zähle der Kindergarten fünf Gruppen, die von 25 Helferinnen, Pädagoginnen und Kindergartenbetreuerinnen geführt und geleitet werden. Allen galt sein herzlicher Dank. Es herrsche zurzeit Handlungsbedarf in Richtung Kindergartenneubau und Vergrößerung. Der Spatenstich sei bereits im Mai erfolgt.

Für den Elternrat überbrachten Claudia Veerkamp und Nina Kölker die Glückwünsche und ein Präsent, vom Förderverein gratulierten Benedikt Hagedorn und Stefanie Sycha.

Ein weiteres Geschenk für die Kinder wurde schon angekündigt. Am 12. September ist ein Spielnachmittag auf dem Sportplatz geplant, verkündete Kita-Leiter Paul Krüger.

 

Quelle: IVZ: Recke · Montag, 04.09.2023 - 14:00 Uhr (Fotos Heinrich Wessling)